Jugendbibliotheken

Foto: Stadt- und Schulbibliothek Kelsterbach, Meike Kaiser

Jugendliche sind für Bibliotheken eine besondere Zielgruppe. Sie möchten nicht mehr Kind sein, aber sie sind auch noch keine Erwachsenen. Sie sind manchmal anstrengend und fordernd. Der Druck durch die Schule ist enorm, sie möchten jedoch nicht nur als Schülerinnen und Schüler wahrgenommen werden. Eine große Herausforderung für Bibliotheken besteht darin, Jugendliche für die freiwillige Nutzung von Bibliotheken zu gewinnen. Jugendbibliotheken mit Freizeitcharakter werden besonders von jungen Leuten beachtet.

Jugendbibliotheksarbeit ist für Bibliotheken ein stetiger Lernprozess und in gewissem Sinne auch Beziehungsarbeit. Jugendliche brauchen Ansprechpartner, sie haben spezielle Bedürfnisse und möchten als Personen ernst genommen werden. Sie möchten mitreden.

Jugendliche(n)

  • brauchen einen eigenen Ort in der Bibliothek,
  • möchten einen anderen Medienmix, als er in anderen Bereichen angeboten wird,
  • müssen Bibliotheken spezielle Veranstaltungsformate anbieten,
  • sollten mit Bibliotheken auch über das Internet kommunizieren können.

Außerdem:

  • Jugendbibliotheksarbeit ist in besonderem Maße auf die Vernetzung mit anderen Partnern angewiesen.
  • Die Medienangebote im Jugendbereich müssen stets zeitgemäß und aktuell sein.

Einrichtung in der Jugendbibliothek

Jugendliche brauchen eigene Räume oder Bereiche, die speziell auf ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt sind – Orte zum Lernen, Spielen, Chillen.

Die Einrichtung einer Jugendbibliothek sollte so flexibel wie möglich sein und sich an den Einrichtungsvorlieben von Jugendlichen orientieren. Es müssen bequeme, für die Zielgruppe attraktive Sitzmöglichkeiten vorhanden sein. Ein Neuarrangieren vom Mobiliar sollte unproblematisch sein. Am besten ist es, die Jugendlichen selbst aktiv in die Gestaltung einzubeziehen. Essen und Trinken sind erlaubt!

Für die Bestandspräsentation empfiehlt sich eine thematische Aufstellung nach jugendlichen Interessen. Frontalpräsentierte Medien wecken Interesse. Entsprechend der Medienkonvergenz empfiehlt es sich, in den Themenwelten die Medien im Medienmix aufzustellen.

Ein durchgängiges Corporate Design der Einrichtung, des Leitsystems, der Aufsteller und Werbematerialen ist sehr zu empfehlen.

Das Medienangebot sollte aktuell und vielfältig sein, sich am Freizeitverhalten der Jugendlichen orientieren und Trends und Entwicklungen der Jugendkultur im Blick haben.

Printmedien, eMedien, AV-Medien

Tendenziell wird der Anteil an AV- und e-Medien wachsen. Die Tatsache, dass Medien neu sind, bedeutet nicht unbedingt, dass Jugendliche sie deshalb auch interessant finden. Laut Jim-Studie besitzen gerade einmal 2% der Jugendlichen einen eBook-Reader. Flexibilität im Bestandsaufbau ist wichtig. Eine gut sortierte Auswahl an Jugendliteratur sollte auf jeden Fall angeboten werden!

Solange Nachfrage besteht, gehören Musik-CDs zum Bestand jeder Jugendbibliothek. Ein ausgewähltes Spektrum an speziellen Musik-CDs – beispielsweise von angesagten regionalen Bands – könnte eine attraktive Alternative zu kommerziellen Download-Angeboten sein.

Tendenziell werden PC-Spiele durch Konsolenspiele abgelöst, denn diese eignen sich für die Ausleihe und die Präsenzbenutzung besser. Da Spiele bei Jugendlichen sehr beliebt sind, sollten sie im Medienangebot einer Bibliothek nicht fehlen. Die breite Produktpalette des kommerziellen Marktes erfordert eine zielgruppengerechte und qualitätsvolle Auswahl.

Veranstaltungen für und mit Jugendlichen

Foto: Stadt- und Schulbibliothek Kelsterbach, Meike Kaiser

Programm- und Veranstaltungsarbeit ermöglicht eine Identifikation der Jugendlichen mit der Bibliothek. Angebote für Jugendliche sollten sich an den Trends der Jugendkultur orientieren und eine Mitwirkung Jugendlicher ermöglichen. Was angeboten wird, ist zudem vom Standort der Bibliothek und den Kooperationspartnern abhängig.

Einige Beispiele:

  • Autorenlesungen, auch im ungewöhnlichen Rahmen
  • Illustratoren- und Kunstveranstaltungen, Ausstellungen
  • Festivals (Medientage, Comicwochen, …)
  • Lese- und Medienächte, Poetry Slams, Sommerleseclubs
  • Medienproduktion: Internet-Reporter, Homepage der Jugendbibliothek
  • Schreibwerkstätten, z.B. Storytausch per eMail
  • Discos und Parties  (GEMA beachten!)
  • PC- und Konsolenspiele: Workshops, Gaming-Treffs, Lan-Parties
  • Book Slams, Book Castings und andere Buchpräsentationsformate
  • Manga-Treff (Workshop/Veranstaltungen)
  • Angebote zur Lebensorientierung / Jugendinformation (Beruf, Bewerbung, Jugendreise, Au Pair, regionale Kultur-/Szeneinfos,…) in Kooperation mit einschlägigen Beratungsstellen

Sommerleseclub-Initiativen in Deutschland
Ob Sommerleseclub, Buchdurst oder Julius-Club die Idee kommt ursprünglich aus den USA (Summer Reading Program) –  Jugendliche lesen Bücher in den Ferien – sind seit einigen Jahren auch in Deutschland populär. Über die Teilnahme an einem Club geht es darum, in den Ferien bestimmte Bücher zu lesen und auch Preise zu gewinnen.

Ausführliche Projektinformationen und Clubs nach Bundesländern finden Sie hier.

Virtuelle Angebote verbessern das Image der Bibliothek. Doch sollte der Nutzer nicht erkennbar sein – nicht jede kleine Information über die Bibliothek ist eine Meldung wert, nicht jede Neuanschaffung einen Tweet. Weniger ist manchmal mehr!

Eine eigene Homepage für Jugendliche

Eine Bibliothekshomepage für Jugendliche sollte interaktiv und multimedial sein.

Informationen über die Bibliothek und eine Anbindung an den Katalog sind „Basics“, daneben können spielerische und interaktive Elemente wie Rankings, Tipps des Tages/Monats, Linktipps und evtl. ein Chatbot die Seite  attraktiver gestalten und aufwerten.

Soziale Netzwerke

Durch die Nutzung sozialer Netzwerke, die bei Jugendlichen als Kommunikationsmedien sehr beliebt sind, können kurzfristige Informationen, Veranstaltungshinweise und News schnell verbreitet werden. Die Nutzer haben die Möglichkeit, auf Meldungen und Ankündigungen direkt zu reagieren.

Twitter und RSS

Aktuelle Meldungen aus der Bibliothek oder Informationen über Neuanschaffungen lassen sich mit Twitter oder RSS Feeds schnell und mit wenig Aufwand bekannt geben.

Zusammenarbeit kann sehr bereichernd sein und sie hilft, gesellschaftliche Realitäten klarer zu sehen und sich entwickelnde Problemlagen besser zu erkennen. Neue Ideen entstehen, wenn man in unterschiedlichen kulturellen Feldern unterwegs ist.

Vernetzung ist erfolgreich, wenn …

alle Partner eine klare Vorstellung davon haben, was sie voneinander erwarten können. Oft gibt es falsche Vorstellungen von den finanziellen und personellen Möglichkeiten in Bibliotheken. Es schadet nicht, Moderationstechniken zu beherrschen und über das Rüstzeug zu verfügen, mit Konflikten gut umzugehen.

Bibliotheken können viel einbringen, z.B. Routine in der Veranstaltungsarbeit, Medienkompetenz, Personal und Räumlichkeiten.

Mögliche Partner:

  • Freie Träger/Kultur- und Kunstvereine
  • Jugendfreizeit- und Sportvereine
  • Friedrich-Bödecker-Kreise
  • Literaturhäuser/Medienhäuser
  • Verlage/Buchhandel
  • Krankenkassen
  • Regionale Ämter (Jugendamt)
  • Pressestellen der Landes-/Bundesregierung
  • aktuelle Initiativen für Jugendliche
  • Theater, Museen und Kinos
  • Presse (Zeitung/Rundfunk/Fernsehen/Internetportale von/für Jugendliche)
  • Medienzentren
  • Schulen
dbv-Kommission für Kinder- und Jugendbibliotheken

dbv-Kommission “Kinder- und Jugendbibliotheken“

  • Meike Betzold, Stadt- und Schulbibliothek Kelsterbach (Vorsitz)
  • Raphaela Müller, Münchner Stadtbibliothek Am Gasteig
  • Caroline Reißland, Stadtbücherei Gladbeck
  • Benjamin Scheffler, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Amerika Gedenkbibliothek
  • Anika Schmidt, Stadtbibliothek Bremen

Kontakt: komkiju@gmail.com


Arbeitskreis Kinder- und Jugendbibliotheken Rhein-Main-Taunus (AKKJ)

Website

Treffen: 4 Mal im Jahr

Sprecherin: Eva Süßmilch, Stadtbibliothek Rüsselsheim


Mitarbeiterinnentreffen Kinder- und Jugendbibliotheken – Niederrhein, Westl. Ruhrgebiet

Treffen: 1 Mal im Jahr

Ansprechpartnerin: Frau Schmelnik, Stadtbibliothek Moers


Arbeitskreis Bibliotheksarbeit mit Kindern und Jugendlichen – Brandenburg

Treffen: 1-2 Mal im Jahr

Ansprechpartnerin: Dipl.-Bibliothekarin Susanne Taege, Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken
Susanne.Taege@blha.brandenburg.de


Fachkommission Bibliothekspädagogik Baden-Württemberg

Weitere Informationen


Arbeitskreis der Kinder- und Jugendbibliotheken in Baden-Württemberg

Treffen: 2x im Jahr

Ansprechpartnerin: Karin Rösler, Stadtbibliothek Stuttgart
Karin.roesler@stuttgart.de


Austausch- und Informationsplattform für Kinder- und Jugendbibliotheken in Schleswig-Holstein

Blog
Weitere Informationen

Ansprechpartnerin: Susanne Brandt, Büchereizentrale Schleswig-Holstein
brandt@bz-sh.de


Fachgruppe Kinder-, Jugend- und Schulbibliotheken im Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB)

Treffen:  4 Mal im Jahr

Sprecher: Benjamin Scheffler, ZLB
Benjamin.Scheffler@zlb.de

Medienjurys – ob nun in Frankfurt am Main oder an der kleinen Stadtteilbibliothek Dreieich – Weibelfeldschule. Medienjurys sind bei Jugendlichen angesagt. Als erster aktuelle Bücher und Medien ausprobieren und bewerten, Tipps an Freunde und Bibliotheksnutzer weitergeben und dabei tolle Aktionen unternehmen.

JuLiD ist ein Leseclub für Jugendliche in Dreieich und Umgebung ab 14 Jahren. Einmal im Monat treffen sich die Jugendlichen mit Linda Hein, Leiterin der Stadtteilbibliothek, und sichten, lesen und bewerten aktuelle Jugendliteratur. In jedem Schuljahr wählen sie 5 Siegerbücher.

JungeMedienJury in Frankfurt – Junge Kritiker im Einsatz. Wer gerne liest, hört, schaut oder spielt, sich mit anderen Jugendlichen über aktuelle Neuerscheinungen austauscht und gerne Ausflüge in die Verlags- und Medienbranche unternimmt, ist bei der JungenMedienJury genau richtig. Denn hier dreht sich ein halbes Jahr lang alles um neue (Hör-)Bücher, Comics & Mangas, Filme und Computer- & Konsolenspiele. In fünf Jurys werden aktuelle Titel diskutiert. Am Ende wählt jede Jury einen Sieger und weitere Empfehlungen. Tolle Aktionen und ein großes Abschlusstreffen runden die Aktion ab.

Vereinte Nationen

Internationale Schulleistungsstudie der OECD

IFLA

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