Jugendbibliotheken

Mehrere Jugendliche sistzen an Tischen in einer Bibliothek. Im Vordergrund sind verschwommen Bücher zu sehen.

Jugendbibliotheksarbeit ist für Bibliotheken ein stetiger Lernprozess und in gewissem Sinne auch Beziehungsarbeit. Jugendliche brauchen Ansprechpersonen, sie haben spezielle Bedürfnisse und möchten als Individuen ernst genommen werden. Sie möchten mitreden.

Jugendliche(n)

  • brauchen einen eigenen Ort in der Bibliothek,
  • möchten einen anderen Medienmix, als er in anderen Bereichen angeboten wird,
  • müssen Bibliotheken spezielle Veranstaltungsformate anbieten,
  • sollten mit Bibliotheken auchauf digitalem Weg in Kontakt kommen können.

Außerdem:

  • Jugendbibliotheksarbeit ist in besonderem Maße auf die Vernetzung mit anderen Partnern angewiesen.
  • Die Medienangebote im Jugendbereich müssen stets zeitgemäß und aktuell sein.

Einrichtung in der Jugendbibliothek

Jugendliche brauchen eigene Räume oder Bereiche, die speziell auf ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt sind – Orte zum gemeinsamen Lernen und Zusammenkommen.

Die Einrichtung einer Jugendbibliothek sollte so flexibel wie möglich sein und sich an den Einrichtungsvorlieben von Jugendlichen orientieren. Es müssen bequeme, für die Zielgruppe attraktive Sitzmöglichkeiten vorhanden sein. Ein neu arrangieren vom Mobiliar sollte unproblematisch sein. Am besten ist es, die Jugendlichen selbst aktiv in die Gestaltung einzubeziehen. Essen und Trinken sollte zur Förderung der Aufenthaltsqualität möglichst erlaubt sein.

Für die Bestandspräsentation empfiehlt sich eine thematische Aufstellung nach jugendlichen Interessen. Frontal präsentierte Medien wecken Interesse. Entsprechend der Medienkonvergenz empfiehlt es sich, in den Themenwelten die Medien im Medienmix aufzustellen.

Ein durchgängiges Corporate Design der Einrichtung, des Leitsystems, der Aufsteller und Werbematerialen ist sehr zu empfehlen.

Das Medienangebot sollte aktuell und vielfältig sein, sich am Freizeitverhalten der Jugendlichen orientieren und Trends und Entwicklungen der Jugendkultur im Blick haben.

Printmedien, E-Medien, AV-Medien

Tendenziell wird der Anteil an AV- und e-Medien wachsen. Die Tatsache, dass Medien digital existieren, bedeutet nicht unbedingt, dass Jugendliche sie deshalb auch interessant finden. Laut JIM-Studie 2023 lesen über 80% der Jugendlichen mehr oder weniger regelmäßig Bücher, doch 2/3 von ihnen hat noch nie ein eBook gelesen. Während sich in anderen Bereichen, wie Musik und Film, die digitale Nutzung etabliert hat, bleibt beim Lesen das klassische, analoge Buch eindeutig die erste Wahl. Die Entwicklung des Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen im Blick zu behalten ist also wichtig für eine bedarfsorientierte Jugendbibliotheksarbeit. Die Kriterien des Bestandsaufbaus sollten daher flexibel gehalten sein und mit der Zeit gehen. Eine gut sortierte Auswahl an Jugendliteratur mit diversen Identifikationsfiguren und Ansprache verschiedenster Lebensrealitäten sollte in jedem Fall im Angebot einer Jugendbibliothek vorhanden sein.

Filme, Serien, Hörbücher und Musik werden von Jugendlichen überwiegend digital konsumiert, übers Smartphone, Tablet oder den Bildschirm zu Hause. Solange Nachfrage besteht, können Filme und Musik-CDs aber weiterhin zum Bestand einer Jugendbibliothek gehören, sie müssen jedoch sinnvoll kuratiert sein. Ein ausgewähltes Spektrum an speziellen Musik-CDs – beispielsweise von angesagten regionalen Bands oder jungen Musiker*innen – könnte eine attraktive Alternative zu kommerziellen Download-Angeboten sein.

PC-Spiele werden mittlerweile über digitale Plattformen erworben und nicht mehr via CD-ROM, daher sind sie für das Medienangebot der Bibliothek irrelevant geworden. Konsolenspiele jedoch eignen sich wunderbar zum Ausleihen und ggf. auch Ausprobieren vor Ort. Da Spiele bei Jugendlichen sehr beliebt sind, sollten sie im Medienangebot einer Bibliothek nicht fehlen. Die breite Produktpalette des kommerziellen Marktes erfordert eine zielgruppengerechte und qualitätsvolle Auswahl.

Veranstaltungen für und mit Jugendlichen

Vier Jugendliche sitzen in einer Bibliothek und spielen mit einer Spielkonsole. Hinter ihnen ein Bibliothekar und Bücherregale.Programm- und Veranstaltungsarbeit ermöglicht den Jugendlichen Teilhabechancen über ihre sonstigen Möglichkeiten hinaus und schafft außerdem eine Identifikation mit der Bibliothek. Angebote für Jugendliche sollten sich an den Trends der Jugendkultur orientieren und eine Mitwirkung Jugendlicher ermöglichen. Was angeboten wird, ist zudem vom Standort der Bibliothek und den Kooperationspartnern abhängig.

Einige Beispiele:

  • Autor*innenlesungen, auch im ungewöhnlichen Rahmen
  • Illustrator*innenveranstaltungen und Workshops zur künstlerischen Entfaltung, Ausstellungen
  • Festivals (Medientage, Comicwochen, …)
  • Lesenächte, Poetry Slams, Sommerleseclubs
  • Medienproduktion: Netz-Reporter, Homepage der Jugendbibliothek, Podcast-Produktion
  • Schreibwerkstätten, z.B. Short Stories als WhatsApp-Chat
  • Silent Disco, Let’s Dance Abend mit Nintendo Switch
  • Konsolenspiele: Workshops, Gaming-Events, Turniere
  • Book Slams, Book Castings und andere Buchpräsentationsformate
  • Manga-Events (Workshop/Veranstaltungen)
  • Angebote zum Adulting (Erwachsenwerden), also persönliche Entwicklung und Wachstum, emotionale Reife, Freundschaft und Beziehungen, erste Wohnung, Financial Literacy, etc. / Jugendinformation (Beruf, Bewerbung, Jugendreise, Au Pair, regionale Kultur-/Szeneinfos,…) in Kooperation mit einschlägigen Beratungsstellen

Sommerleseclub-Initiativen in Deutschland
Ob Sommerleseclub, Buchdurst oder Julius-Club die Idee kommt ursprünglich aus den USA (Summer Reading Program) – Jugendliche lesen Bücher in den Ferien – sind seit einigen Jahren auch in Deutschland populär. Über die Teilnahme an einem Club geht es darum, in den Ferien bestimmte Bücher zu lesen und auch Preise zu gewinnen.

Ausführliche Projektinformationen und Clubs nach Bundesländern finden Sie hier.

Eine eigene Homepage für Jugendliche

Eine Bibliothekshomepage für Jugendliche sollte simpel und zielgruppengerecht sein

Informationen über die Bibliothek und eine Anbindung an den Katalog sind „Basics“, daneben können spielerische und interaktive Elemente wie Rankings, Tipps des Tages/Monats und Linktipps die Seite attraktiver gestalten und aufwerten.

Soziale Netzwerke

Durch die Nutzung sozialer Netzwerke, die bei Jugendlichen als Kommunikationsmedien sehr beliebt sind, können kurzfristige Informationen, Veranstaltungshinweise und News schnell verbreitet werden. Es können aber auch einfach lustige oder interessante Inhalte rund um die Bibliothek geteilt werden. Zu Bedenken ist dabei, ob hierfür die nötigen Ressourcen und das entsprechende Engagement des Kollegiums vorhanden ist. Es sollte nur mit einem soliden inhaltlichen und gestalterischen Konzept gearbeitet werden. Auf allen allgemeinen Social Media Plattformen der Bibliothek sollten aber unbedingt Angebote für Jugendliche platziert werden, um generelle Aufmerksamkeit zu wecken und Jugendliche ganz selbstverständlich als wichtige Nutzergruppe sichtbar zu machen.

Zusammenarbeit kann sehr bereichernd sein und sie hilft, gesellschaftliche Realitäten klarer zu sehen und sich entwickelnde Problemlagen besser zu erkennen. Neue Ideen entstehen, wenn man in unterschiedlichen kulturellen Feldern unterwegs ist.

Vernetzung ist erfolgreich, wenn …

alle Partner eine klare Vorstellung davon haben, was sie voneinander erwarten können. Oft gibt es falsche Vorstellungen von den finanziellen und personellen Möglichkeiten in Bibliotheken. Es schadet nicht, Moderationstechniken zu beherrschen und über das Rüstzeug zu verfügen, um mit Konflikten gut umzugehen.

Bibliotheken können viel einbringen, z.B. Routine in der Veranstaltungsarbeit, Medienkompetenz, Personal und Räumlichkeiten.

Mögliche Partnerschaften:

  • Freie Träger/Kultur- und Kunstvereine
  • Jugendfreizeit- und Sportvereine
  • Friedrich-Bödecker-Kreise
  • Literaturhäuser/Medienhäuser
  • Verlage/Buchhandel
  • Krankenkassen
  • Regionale Ämter (Jugendamt)
  • Pressestellen der Landes-/Bundesregierung
  • aktuelle Initiativen für Jugendliche
  • Theater, Museen und Kinos
  • Presse (Zeitung/Rundfunk/Fernsehen/Internetportale von/für Jugendliche)
  • Medienzentren
  • Schulen
  • Initiativen mit Schwerpunkten Interkulturalität, Diversität, (digitale) Teilhabe, Medienbildung

dbv-Kommission “Kinder- und Jugendbibliotheken“

  • Mareen Reichardt, Bezirkszentralbibliothek ‚Pablo Neruda‘ Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin (Vorsitz)
  • Corona Eggert, Medien- und Informationszentrum Biberach
  • Jennifer Bonk, Stadtbibliothek Oranienburg
  • Carolin Graf, Stadtbibliothek Bremen
  • Meike Betzold, Stadt- und Schulbibliothek Kelsterbach (Gast)
  • Ronald Gohr, Stadt- und Landesbibliothek im Bildungsforum Potsdam (Gast)

Kontakt: komkiju@bibliotheksverband.de


Arbeitskreis Kinder- und Jugendbibliotheken Rhein-Main-Taunus (AKKJ)

Website

Treffen: 4 Mal im Jahr

Sprecherin: Meike Betzold, Stadtbücherei Kelsterbach


Mitarbeiterinnentreffen Kinder- und Jugendbibliotheken – Niederrhein, Westl. Ruhrgebiet

Treffen: 1 Mal im Jahr

Ansprechpartnerin: N.N.


Arbeitskreis Bibliotheksarbeit mit Kindern und Jugendlichen – Brandenburg

Treffen: 2 Mal im Jahr

Kontakt: landesfachstelle@fh-potsdam.de


Fachkommission Bibliothekspädagogik Baden-Württemberg

Weitere Informationen


Arbeitskreis der Kinder- und Jugendbibliotheken in Baden-Württemberg

Treffen: 2x im Jahr

Ansprechpartnerin: N.N.


Austausch- und Informationsplattform für Kinder- und Jugendbibliotheken in Schleswig-Holstein

Blog

Ansprechpartnerin:

Susanne Brandt, Büchereizentrale Schleswig-Holstein
brandt@bz-sh.de


Fachgruppe Kinder-, Jugend- und Schulbibliotheken im Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB)

Treffen:  4 Mal im Jahr

Sprecher:  Sarah Wildeisen, ZLB
Sarah.Wildeisen@zlb.de

 

Medienjurys – ob nun in Frankfurt am Main oder an der kleinen Stadtteilbibliothek Dreieich – Weibelfeldschule. Medienjurys sind bei Jugendlichen angesagt. Als erster aktuelle Bücher und Medien ausprobieren und bewerten, Tipps an Freunde und Bibliotheksnutzer weitergeben und dabei tolle Aktionen unternehmen.

JuLiD ist ein Leseclub für Jugendliche in Dreieich und Umgebung ab 14 Jahren. Einmal im Monat treffen sich die Jugendlichen mit Linda Hein, Leiterin der Stadtteilbibliothek, und sichten, lesen und bewerten aktuelle Jugendliteratur. In jedem Schuljahr wählen sie 5 Siegerbücher.

JungeMedienJury in Frankfurt – Junge Kritiker*innen im Einsatz. Wer gerne liest, hört, schaut oder spielt, sich mit anderen Jugendlichen über aktuelle Neuerscheinungen austauscht und gerne Ausflüge in die Verlags- und Medienbranche unternimmt, ist bei der JungenMedienJury genau richtig. Denn hier dreht sich ein halbes Jahr lang alles um neue (Hör-)Bücher, Comics & Mangas, Filme und Computer- & Konsolenspiele. In fünf Jurys werden aktuelle Titel diskutiert. Am Ende wählt jede Jury einen Sieger und weitere Empfehlungen. Tolle Aktionen und ein großes Abschlusstreffen runden die Aktion ab.

Chosen ist ein Jugendbuch Club der Stadtbibliothek Bremen, bei dem Jugendliche online abstimmen können, welche Neuerscheinungen in der Bibliothek angeschafft werden. So können Jugendliche den Medienbestand aktiv mitgestalten.

Vereinte Nationen

Internationale Schulleistungsstudie der OECD

IFLA

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