Ein Raum für grüne Themen in Hameln
Interview mit Andrea Beißner
Anfang Mai 2022 hat die Stadtbücherei Hameln das sogenannte „Grüne Labor“ eröffnet, ein multifunktionaler Raum, der ein Begegnungs- und Lernort für Umweltkultur und Nachhaltigkeit ist. Andrea Beißner hat das Konzept entwickelt und leitet das Projekt bei der Stadtbücherei Hameln.
Wie haben Sie das Konzept für das „Grüne Labor“ entwickelt und auf welche Bedarfe reagieren Sie damit?
Andrea Beißner: Die Stadtbücherei Hameln befindet sich, mit dem Stadtarchiv, dem Kulturbüro und einem Restaurant, in einem historischen Gebäude, der Pfortmühle, direkt an der Weser. Es gab zunächst die Überlegung, Fördermittel für die Umgestaltung des gesamten Gebäudes zu einem „Dritten Ort“ zu beantragen. Dazu fehlten jedoch die Eigenmittel. Also suchten wir nach einer Idee, um einen ersten Schritt in Richtung „Dritter Ort“ zu gehen.
Es kam dann die Idee auf, einen Ort in der Stadtbücherei zu schaffen, der „grünen“ Themen gewidmet ist. Dies Idee verfestigte sich immer mehr, zumal die Themen quasi direkt vor Ort zu sehen sind: Die Weser fließt am Haus vorbei, der Stadtwald ist in Sichtweite und auf der anderen Seite befindet sich die Stadt. Außerdem waren zu dem Zeitpunkt, 2019, Fragen rund um den Klima- und Umweltschutz sowie den Klimawandel allgegenwärtig und viele Organisationen und Einrichtungen vor Ort beschäftigten sich damit. Aber es gab keinen wirklichen Überblick, wer was anbietet, wer was macht.
Wir überlegten also, ob wir als Stadtbücherei einen Ort der Begegnung, des Austausches und vor allem der Vernetzung so vieler unterschiedlicher Gruppierungen schaffen können, die aber im Grunde alle dasselbe Ziel verfolgen. Das war der Start für die Entwicklung des Konzeptes des „Grünen Labors“, für das wir im Rahmen des Förderprojektes „Zukunftsräume Niedersachsen“ fachliche Unterstützung durch das SCHUBZ Umweltbildungszentrum in Lüneburg bekommen haben.
Sie arbeiten im „Grünen Labor“ mit über 30 Partnern zusammen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit und welche Vorhaben planen die Partner dort umzusetzen?
Beißner: Sobald klar war, dass wir einen Antrag auf Fördermittel stellen wollen, sind wir aktiv auf mögliche Partner*innen zugegangen und haben das Gespräch gesucht. Zu den ersten Interessierten gehörte das Schülerforschungszentrum (SFZ) Hameln-Pyrmont, die selbst nur einen kleinen Raum zum Arbeiten haben und begeistert waren, zukünftig einen größeren Raum für Präsentationen z.B. von Jugend forscht-Projekten, zu haben. Daher war einer der ersten Wünsche, dass es ein Podest geben sollte im zukünftigen Grünen Labor.
Von der Idee bis zur Eröffnung hat es fast zwei Jahre gedauert und es ist schon toll, dass die Partner*innen über diese lange Zeit alle dabei geblieben sind. Ich habe sie während dieser Zeit immer auf dem Laufenden gehalten, aktuelle Informationen zum Stand der Entwicklung gegeben, Fotos geschickt. Außerdem gab es zwei Beteiligungsprozesse, die wegen Corona online stattfinden mussten. Dort wurden Ideen gesammelt, was man im Grünen Labor alles anbieten möchte, welche Formate in Frage kommen, welche Technik, welches Mobiliar, welche Ausstattung es dafür braucht.
Geplant und teilweise schon umgesetzt sind u.a. Schüler*innenpräsentationen, Workshops, Vorträge, Multiplikatorenveranstaltungen und Ausstellungen.
Wie wird das „Grüne Labor“ bislang in der Stadt angenommen?
Beißner: Der Begriff „Grünes Labor“ sickert so langsam ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft ein. Wir versuchen, immer wieder Präsenz zu zeigen, sei es durch Berichte oder Terminankündigungen in der Presse und in Stadtteilmagazinen, durch Aktionen mit den Partnern, z.B. unseren „Forschertagen“ nach der Eröffnung am 3. Mai 2022 oder der Beteiligung an Müllsammelaktionen. In der Stadtbücherei selbst weisen wir mit Thementischen auf das „Grüne Labor“ hin, das ja ein ca. 100 m² großer Teilbereich der Bücherei ist, in dem sich auch die Gartenbücher und Bücher zu Umweltthemen zum Ausleihen befinden.
Was können Sie anderen Bibliotheken empfehlen, die ähnliche Vorhaben umsetzen möchten?
Beißner: Hat man eine Idee, ist es sinnvoll nach einem passenden Fördertopf zu suchen. Informationen dazu, auch zu EU- und Drittelmittelförderungen, finden sich ja u.a. auf dem Bibliotheksportal. Dann schaut man sich nach passenden Kooperationspartnern um, mit denen man die Idee weiterentwickeln kann. Im besten Fall hat man eine fachliche Beratung und Unterstützung dafür.
Ansonsten kann ich nur sagen, man sollte sich nicht entmutigen lassen, wenn etwas im ersten Anlauf nicht klappt. Auch bei uns hat es ja erst beim zweiten Versuch geklappt. Die Umsetzung eines solchen Projektes ist natürlich sehr zeitintensiv, aber es lohnt sich, einfach mal anzufangen und dran zu bleiben an einer guten Idee!
Das Interview führte Lisa Rohwedder, Referentin für Kommunikation und Digitale Medien beim dbv sowie Projektkoordinatorin „Bibliotheksportal“.