Bibliotheksangebote für Flüchtlinge und Asylbewerber

Bibliotheken und verwandte Einrichtungen engagieren sich auf vielfältige Weise in der Arbeit mit Flüchtlingen bzw. Asylbewerbern und tragen so zu einer Willkommenskultur bei.

Auf dieser Seite haben wir – jeweils als PDF bzw. in Kurzform – einige Beispiele von Bibliotheken zusammengetragen, die in Form von Projekten, Führungen, Veranstaltungen und fortlaufenden oder speziellen Angeboten in ihrer Kommune aktiv sind.

Die Praxisbeispiele

Kostenfreie Benutzerausweise und Infoflyer

In Berlin gibt der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken als deutschlandweit erster Bibliotheksverbund auch an Flüchtlinge ohne amtliche Meldebescheinigung oder Aufenthaltserlaubnis einen Bibliotheksausweis aus. Dieser ist kostenfrei und zunächst für drei Monate gültig. Die zugehörige Pressemitteilung finden Sie hier. Zudem stellt der VÖBB Informationsflyer in insgesamt sieben Sprachen zur Verfügung: Englisch, Arabisch, Serbisch, Deutsch, FarsiAlbanisch und Mazedonisch.

Medienboxen und weitere Angebote

In Kooperation mit Flüchtlingsunterkünften bietet die Stadtbibliothek Bremen Medienboxen mit Inhalt in fünf Sprachen an. Sie beinhalten Bücher und Spiele für verschiedene Zielgruppen (z.B. Eltern und Kind). Da die Boxen als ein Gesamtpaket an die Unterkünfte verliehen werden, gibt es für Flüchtlinge keinerlei bürokratische Hürden zu überwinden. Des Weiteren bietet die Bibliothek kostenlose Bibliotheksausweise, Bibliothekseinführungen, Zugang zu Konsolenspielen und eine institutionelle „BibCARD“ für ehrenamtliche Deutschlehrer/innen.

Bücherflohmarkt, Angebote in der Flüchtlingsunterkunft und Gesprächskreis „Wir sprechen Deutsch“

Der Förderverein der Stadtbibliothek Dinslaken veranstaltet jährlich einen Bücherflohmarkt, dessen Erlöse des vergangenen Jahres dafür verwendet wurden, das Medienangebot der zentralen Flüchtlingsunterkunft aufzustocken. Außerdem stellt die Bibliothek der Unterkunft Angebote wie Spiele oder Sprachkurse zur Verfügung. In Kooperation mit der VHS und dem Integrationsbeauftragten wird der Gesprächskreis „Wir sprechen Deutsch“ angeboten.

Internationale Kinderbibliothek und Café Deutsch der Stadtbibliothek

Seit 2011 gibt es hier die Internationale Kinderbibliothek. Mittlerweile werden mehr als 3000 Medien in 15 Sprachen angeboten. Spezielle Führungen und das „Café Deutsch“ laden dazu ein, die Stadtbibliothek Duisburg mit ihren Services kennenzulernen. Neben verschiedenen Medien findet man hier auch Unterstützung beim Sprachenlernen oder kann bei einem Kaffee einfach mit Einheimischen in Kontakt treten. In Zukunft sollen noch weitere Angebote für Flüchtlinge dazukommen.

Schreibwerkstatt und Teilnahme am Buchprojekt „Mein Zuhause, dein Zuhause“

In der Schreibwerkstatt der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Sophia in Erbach im Odenwald haben Kinder die Möglichkeit, auf verschiedenen Wegen mit Sprache zu experimentieren. Fünf Kinder aus der Schreibwerkstatt haben im Rahmen von „Mein Zuhause, dein Zuhause“, einem Buchprojekt des Auswärtigen Amtes, ihre Geschichten erzählt, die teilweise auch die Flucht nach Deutschland thematisieren. Die Publikation ist als E-Book erschienen und steht kostenfrei zum Download bereit (Link im PDF).

Bibliotheksführungen, mehrsprachiger Bestand und Sprachförderkisten der Stadtbibliothek

Ein vielfältiges Angebot für Flüchtlinge gibt es auch in der Stadtbibliothek Erlangen. Für Interessierte werden regelmäßig Führungen angeboten, bei denen die Mitarbeiter Bezug auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse nehmen. Liebevoll bestückte Sprachförderkisten helfen dabei, die deutsche Sprache kennenzulernen und auch die Schüler der Übergangsklassen auf der Eichendorff-Mittelschule bekommen mit 100 Büchern in verschiedenen Sprachen Unterstützung von der Bibliothek.

Vereinfachte Zugangsmöglichkeiten, Medienangebot und Projekte

Die Stadtbücherei Frankfurt am Main hat ihre Zugangsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Asylbewerber erleichtert, bietet verschiedene Services an und führt Projekte mit Kooperationspartnern durch.

Asylothek

Die Asylothek im Jugendtreff ist für junge Migranten schon seit Jahren die zentrale Anlaufstelle in Grassau. Die Jugendlichen verbringen hier ihre Freizeit und bekommen durch die Außenstelle der Gemeindebücherei die Möglichkeit, Bücher in ihrer Muttersprache oder in Deutsch zu lesen und Computerspiele zu spielen. Asylbewerber können Bücher ganz unbürokratisch für mehrere Wochen ausleihen.

„Refugees welcome“ – Flüchtlinge sind willkommen;
Angebot „Dialog in Deutsch“ (Flyer)

Mit T-Shirts und Pullovern mit dem Slogan „Refugees welcome“ sammelt ein Hamburger Student momentan Geld für das Integrationsprojekt „Dialog in Deutsch“ der Bücherhallen. In über 80 wöchentlichen Gesprächsgruppen, die von Ehrenamtlichen geleitet werden, können u.a. Flüchtlinge Kontakte knüpfen, ihre Sprachkenntnisse ausbauen und natürlich auch das breite Medienangebot nutzen.
Des Weiteren finden Sie hier eine Übersicht über alle aktuellen und geplanten Aktivitäten der Bücherhallen.

Lese- und Sprachlern-Ecke der Stadtbüchereien

Im Rahmer einer Lese- und Sprachlern-Ecke wurden in Hamm mit Hilfe von Spendengeldern u.a. Bildwörterbücher und Sprachlernkurse in verschiedenen Sprachen angeschafft. Die Lese- und Sprachlernecke wird des Weiteren durch die LitCam gemeinnützige GmbH (Frankfurt/Main) unterstützt. Nun sollen dort regelmäßige Betreuungszeiten durch Freiwillige, koordiniert über die Malteser, eingerichtet werden.

Sprachlerncomputer im BIZ Haßfurt

Im BIZ der Stadt können sich Flüchtlinge über Sprachkurse informieren und die seit Kurzem bereitgestellten Sprachlerncomputer nutzen. Zusätzlich gibt es im BIZ Wörterbücher und unterstützende Materialien für Sprachkurse. Bisher können leider noch keine Bibliotheksausweise an Flüchtlinge vergeben werden, die Räumlichkeiten können zu den Öffnungszeiten dennoch kostenlos benutzt werden.

sprachraum

Der sprachraum ist ein offener Lernort für Menschen unterschiedlichster Herkunft und ein Treffpunkt für den interkulturellen Austausch. Der sprachraum wurde im Oktober 2015 eröffnet und wird von circa 50 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern betreut.

Angebote des KIM der Universität Konstanz, der Bibliothek der HTWG und der Stadtbücherei 

In Konstanz geben die  beiden wissenschaftlichen Bibliotheken – KIM der Universität und Bibliothek der HTWG – sowie die Stadtbücherei an Flüchtlinge einen Bibliotheksausweis aus. Dieser ist kostenfrei und zunächst für zwei Monate gültig. Zudem stellen die Bibliotheken einen gemeinsamen Informationsflyer in drei Sprachen zur Verfügung: Arabisch, Deutsch, Englisch.
Darüber hinaus verleiht die Stadtbücherei Medienboxen an die Gemeinschaftsunterkünfte und erstellte Auswahlverzeichnisse, die auf ihr Angebot zum Spracherwerb „Deutsch als Fremdsprache“ aufmerksam machen (z.B. „DaF-Arabisch„).

Unterstützung des Programms „Ankommen in Leipzig“ durch die Städtischen Bibliotheken

„Ankommen in Leipzig. Paten für Flüchtlinge“ wurde vom Flüchtlingsrat Leipzig e.V. ins Leben gerufen und von den Städtischen Bibliotheken tatkräftig unterstützt. Die Bibliothek hilft jedoch nicht nur bei der Sprachförderung und der Bereitstellung von Informationen. Jeden Monat finden Flüchtlinge hier Paten und lernen die Bibliothek als Ort der Begegnung kennen.

Wanderausstellung „GEDULDET – Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt“ und Kreativprojekt „Jemand ist unterwegs“ der Stadtbibliothek

Im Januar und Februar 2015 wurde in der Stadtbibliothek die Fotoausstellung „GEDULDET – Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt“ gezeigt. Die Arbeiten von Fotografen sind in Unterkünften Sachsen-Anhalts entstanden und beleuchten die kritische Lebenssituation von Flüchtlingen. 2014 startete die Stadtbibliothek das Projekt „Jemand ist unterwegs“. Kinder und Jugendliche konnten hierbei einen Schuhkarton mit gebastelten Dingen aus ihrer Heimat füllen. Im Anschluss gab es mit den Eltern eine große Vernissage, bei der man sich über die Kunstwerke austauschen und so verschiedene Kulturen kennenlernen konnte.

Projekte der Internationalen Jugendbibliothek München

Die internationale Jugendbibliothek bietet den Workshop „Von Flucht, Comics und Helden“ an. Im Mittelpunkt steht die Begegnung von Schülern aus Übergangs- und Sprachförderklassen mit Schülern aus Regelklassen auf der einen Seite und die Begegnung von minderjährigen Flüchtlingen mit deutschen Jugendlichen auf der anderen Seite. Im Workshop entstehen Comic-Geschichten, die die Themen Flucht, Krieg und Gewalt aufgreifen.

Verschiedene Angebote inkl. Filmvorführungen und Sprachcafé

Die Münchner Stadtbibliothek bietet eine breite Palette an Angeboten, wie z.B. Informationsflyer in mehr als 20 Sprachen, kostenloses WLAN, Projekte mit jugendlichen Flüchtlingen, Filmvorführungen, Medienpakete und Sprachcafés.

Projekte der Stadtbücherei Norderstedt

Die Stadtbücherei bietet Führungen für Asylbewerber  und einen kostenlosen Büchereiausweis für drei Monate an. Außerdem gibt es regelmäßig Einführungsveranstaltungen, die auf Sprachkurse, z.B. durch Hilfe bei den Formalitäten vorbereiten Die Angebote sind in Zusammenarbeit mit dem Verein „Willkommen-Team“ entstanden. Auch für die Norderstedter Bürger sind Informationsveranstaltungen zum Thema geplant.

Zeigebilder zu Benutzung und Gebühren für Menschen ohne Deutschkenntnisse, kombinierbar mit den mehrsprachigen Glossaren auf dieser Seite

Projekt Willkommensbibliothek

Seit dem 01.10.2015 gibt es in Pirna eine Willkommensbibliothek. Im Vorfeld wurde eine Ausstellung zu den Themen „Krieg, Flucht und Vertreibung“ gezeigt. Die Bibliothek arbeitet mit verschiedenen Partnern und Spendern zusammen.

„Arbeitskreis Integration“, dauerhafte Bibliotheksangebote und Aktionen

Durch einen eigenen „Arbeitskreis Integration“ wurden in der Stadtbibliothek Villingen-Schwenningen einige dauerhafte Angebote geschaffen, wie z.B. kostenlose Leseausweise für Flüchtlinge, Bibliotheksführungen, kostenloser Internetzugang und die Bereitstellung eines speziellen Sprachkurses. Zu den speziellen Aktionen gehören die Teilnahme am Projekt „Kulturspaziergang“ oder das Vorleseprojekt „Kunstreich“. Weitere Angebote sind in Planung.

Offene Bücherschränke, kostenfreier Bibliotheksausweis, mehrsprachiger Bestand und Multimediaplätze zum Selbstlernen

Die Stadtbibliothek Wolfsburg hat in Kooperation mit dem Integrationsreferat vier offene Bücherschränke in Flüchtlingsunterkünften eingerichtet, um die Asylbewerber besser in die Mediennutzung zu integrieren. Zusammen mit der Bürgerstiftung und der Kita-Fachberatung der VHS wird im Rahmen des Literacy-Projektes eine Auswahl an mehrsprachigen Medien und didaktischen Materialien für Erzieher und Eltern ausgewählt und dem Bedarf vor Ort entsprechend abgestimmt. Als Förderverein unterstützt die Bibliotheksgesellschaft Wolfsburg das Medienangebot zu „Deutsch als Fremdsprache“. Mit einer Link- und App-Liste für kostenfreie Angebote zum Deutschlernen auf der Homepage und Multimediaplätzen für „Deutsch als Fremdsprache“ zum Selbstlernen, werden Asylbewerber aktiv bei der Weiterentwicklung ihrer Sprachkenntnisse unterstützt. Ein kostenfreier Bibliotheksausweis, ein mehrsprachiger Bestand und Informationsflyer in verschiedenen Sprachen ermöglichen den Asylbewerbern auch das breite Medienangebot in der Bibliothek zu nutzen.

WLAN, fremdsprachiger Bestand, kostenlose Ausweise für Ehrenamtliche, Bücherkisten für Ü-Klassen und Sprachlabor

In der Stadtbücherei Würzburg sollen sich Flüchtlinge willkommen fühlen und leicht zurechtfinden: Die Nutzungsordnung gibt es deshalb in verschiedenen Sprachen: z.B. auf Arabisch, Persisch, Russisch, Englisch und in einfachem Deutsch. W-LAN ist kostenlos. Neben dem aufgestockten Bestand an Medien zum Deutschlernen gibt es Literatur in arabischer, persischer und russischer Sprache für Erwachsene und Kinder. Es besteht reger Austausch mit Ehrenamtlichen, die einen kostenlosen Ausweis erhalten, um Medien für ihre Arbeit mit Flüchtlingen auszuleihen. Für Ü-Klassen in Grundschulen stehen zwei Bücherkisten mit ca. 25 textlosen Bilderbüchern zur Ausleihe bereit. Außerdem wurde ein kleines Sprachlabor zum Deutschlernen mit Zugang zu PCs, Sprachkursen und Lernmaterialien verschiedenster Formen aufgebaut, das kostenlos und ohne Leseausweis genutzt werden kann.

Weiterführende Links und Materialien zum Thema

Praxisbeispiele
Quellenangabe bzw. Kontaktdaten der einzelnen Bibliotheken: siehe PDF-Dateien

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