Patientenbibliotheken

Patientenbibliotheken sind Einrichtungen an Krankenhäusern, die von kultureller, bibliotheks- und gesundheitspolitischer Bedeutung sind.

Bibliothekspolitischer Aspekt

Als Öffentliche Bibliotheken tragen Patientenbibliotheken dazu bei, die im Grundgesetz garantierte Informationsfreiheit auch während eines Klinikaufenthaltes zu gewährleisten. Dabei ist es weniger die Dauer als vielmehr die besondere Situation eines Krankenhausaufenthaltes, aus der sich der hohe Stellenwert eines optimalen Informationsangebotes und professioneller Beratung ergibt.

Kulturpolitischer Aspekt

Aus kulturpolitischer Sicht sind Patientenbibliotheken ein wichtiger Aspekt im Bereich der Leseförderung, da sie gerade auch in solchen Situationen präsent sind, die für eine erste oder neuerliche Zuwendung zum Buch und zur Lektüre überaus günstig sind.

Gesundheitspolitischer Aspekt

Die spezifisch gesundheitspolitischen Aspekte der Patientenbibliotheken ergeben sich aus der besonderen Situation der Patienten. Da sie in einer Klinik ohne die gewohnte Privatheit mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und unbekannten ärztlichen Maßnahmen konfrontiert werden, kann die daraus resultierende Verunsicherung auch durch eine persönliche Zuwendung und Ansprache durch das Bibliothekspersonal gemildert werden. Die allgemein genesungsfördernde Wirkung der Lektüre wird durch die Tätigkeit der PatientenbibliothekarInnen unterstützt. Als Service- Einrichtungen, die einer rasch wechselnden, psychisch wie physisch stark belasteten Benutzerschaft in direkter und persönlicher Zuwendung Medienangebote machen, die der Entspannung, Entlastung, Bildung und damit letztlich auch der Genesung dienen, sind sie aus der Krankenhauslandschaft nicht wegzudenken.

Patientenbibliotheken sollen ganz bewußt eine humane und kulturelle Ergänzung zur unvermeidlichen Zweckrationalität des Krankenhauses bilden.

Hinsichtlich ihres Medienangebots und ihres gesamten Erscheinungsbildes müssen sie deshalb zugleich Visitenkarte und Spiegelbild der Modernität des gesamten Hauses sein (siehe „Richtlinien für Patientenbibliotheken“, S. 11)

Organisation und Trägerschaft

Patientenbibliotheken unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Organisation, Trägerschaft, Finanzierung und Leitung beträchtlich. Neben hauptamtlich geführten Bibliotheken gibt es eine große Anzahl von neben- und ehrenamtlich geführten Einrichtungen, vor allem in kirchlicher Trägerschaft.

Die Bestandsgröße bewegt sich zwischen 1000 und 8000 Medieneinheiten, große Kliniken verfügen über Bibliotheken mit bis zu 16.000 Medieneinheiten.

Das Kernstück der bibliothekarischen Arbeit im Krankenhaus ist die Ausleihe am Krankenbett mit dem Bücherwagen. Daneben besteht für die Patienten und Krankenhausmitarbeiter die Möglichkeit, selbst die Bibliothek aufzusuchen.

Die Benutzung der Patientenbibliotheken ist aus sozial- und bildungspolitischen Erwägungen heraus gebührenfrei.

Daten zu Patientenbibliotheken

Die Deutsche Bibliotheksstatistik erfasste im Jahr 2015 insgesamt 222 Patientenbibliotheken.

Alle zwei Jahre findet eine dreitägige bundesweite Weiterbildungsveranstaltung für Mitarbeiter/innen in Patientenbibliotheken statt.

Im Deutschen Bibliotheksverband sind die Patientenbibliotheken in der Sektion 8 vertreten.

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Redaktion und Kontakt
Text
Brigitta Hayn

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