Gefangenenbibliotheken in den Justizvollzugsanstalten

Blick in die JVA Münster (Fotograf: Aperdannier)

Bibliotheken für Arrestanten in Jugendarrestanstalten und Inhaftierte in offenen sowie geschlossenen Justizvollzugsanstalten gibt es in der Regel in allen Anstalten. Je nach Anzahl der Insassen von ca. 40 bis 1500 Haftplätzen umfassen die Medienbestände zwischen und 1000 bis 30.000 Titel. Der Justizvollzug liegt in Deutschland im Zuständigkeitsbereich der Bundesländer.

Gesetzliche Grundlagen für das Angebot einer Gefangenenbibliothek sind entsprechend den §§ 2 und 67 des früheren bundeseinheitlich geltenden Strafvollzugsgesetzes (StVollzG) nun entsprechende Landesgesetze für den Strafvollzug, Untersuchungshaftvollzug und Jugendvollzug. Kostenträger sind die Ministerien und Senate der Justiz der Bundesländer.

In Nordrhein-Westfalen (Köln, Münster) und Hamburg koordinieren speziell eingerichtete, hauptamtlich geleitete Fachstellen in den Justizvollzugsanstalten die landesweite Bibliotheksarbeit im Justizvollzug und bieten Unterstützung beim Aufbau der Bestände sowie der Integration bibliothekarischer Standards in die vollzuglichen Rahmenbedingungen. In Bremen wird die Gefangenenbücherei als Zweigstelle der Stadtbibliothek in Kooperation mit der JVA Bremen geführt.

Die Gefangenenbibliotheken dienen dem Behandlungsangebot der Insassen zur Unterhaltung, Bildung und Selbsterfahrung. Zur möglichen Resozialisierung soll sinnvolle Freizeitgestaltung und selbstverantwortliche Bildung nach der Haftentlassung eine bessere Integration inhaftierter Menschen in die Arbeits- und Alltagswelt fördern.

Bibliothek des Jahres 2007: Gefangenenbücherei der JVA Münster

Bibliothek der JVA Münster (Fotograf: Bönte)

Der einzige bundesweite Bibliothekspreis „Bibliothek des Jahres“ des Deutschen Bibliotheksverbandes und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius wurde im Jahr 2007 zum achten Mal verliehen. Die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres 2007“ in Deutschland ging an die Gefangenenbücherei der Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster. Sie erhielt den mit 30.000 Euro ausgestatteten einzigen nationalen Bibliothekspreis.

Zitat aus der Pressemitteilung des dbv vom 7. August 2007:
„Die Gefangenenbücherei der JVA Münster wurde als „Bibliothek des Jahres 2007″ ausgezeichnet, weil es der Bücherei gelingt, unter ganz besonderen Bedingungen und mit spezieller Aufgabenstellung einen hervorragenden Beitrag zur Integration durch Kultur und Bildung zu leisten. Mit der 2005 vorgenommenen Kernsanierung und Neukonzeption durch das Architektenbüro Bolles & Wilson hat die farbenprächtige Bücherei einen Qualitätssprung geschafft. Sie ist eine vorbildliche Einrichtung der sozialen Bibliotheksarbeit, die sich in optimaler Weise konsequent an den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe ausrichtet und so als kreativer Impulsgeber für andere Gefangenenbibliotheken wirkt.“

Am 24. Oktober 2007 – am Tag der Bibliotheken – wurde der Preis in Münster verliehen.

  • Bibliothek des Jahres
  • „Bücher öffnen Welten“ Dokumentation über die Gefangenenbücherei der JVA Münster bis zu ihrer Auslagerung in Folge der Evakuierung der JVA Münster 2016
    pdf-Dokument
  • Arbeitsgemeinschaft Gefangenenbüchereien der Sektion 8 des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V.
    www.gefangenenbuechereien.de
  • Gefangenenbüchereien in den Justizvollzugsanstalten des Landes
    Nordrhein-Westfalen (Flyer Fachstellen Gefangenenbüchereien)
    pdf-Dokument
  • Förderverein Gefangenenbüchereien e.V.
    www.fvgb.de
  • „Bücher öffnen Welten“ – Flyer des Fördervereins Gefangenenbüchereien e.V.
    pdf-Dokument
  • „Wie Gefängnisbibliotheken die Resozialisation unterstützen“ Kurzdossier der UNESCO auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch

  • Ausstellung „LIBERTREE – Bücherbäume überbrücken Mauern“:
    www.libertree.eu
Redaktion und Kontakt
Text
Gerhard Peschers, Münster

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