Staatliche Fachstellen für Öffentliche Bibliotheken

Staatliche Fachstellen und Büchereizentralen für Öffentliche Bibliotheken

Die Bundesländer haben zur Förderung und Beratung der kommunalen Öffentlichen Bibliotheken regional bzw. landesweit zuständige staatliche Fachstellen für Öffentliche Bibliotheken eingerichtet, einige firmieren auch unter dem Namen Büchereizentrale, Landesfachstelle oder Landesbüchereistelle. Erste Gründungen gab es bereits vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Die meisten Fachstellen entstanden nach 1949.

Die Fachstellen unterscheiden sich heute recht stark in ihrer personellen und räumlichen Ausstattung, angesichts des unterschiedlichen Engagements ihrer Träger haben sie sich auch in ihren Aufgaben und Zuständigkeiten relativ heterogen entwickelt. Zwar ist die Unterhaltung kommunaler Bibliotheken Angelegenheit der Städte und Gemeinden; dennoch haben die Länder wegen ihrer Zuständigkeit für Kultur und Bildung die Verpflichtung wahrgenommen, den Auf- und Ausbau eines leistungsfähigen Netzes an öffentlichen Informationseinrichtungen verantwortlich mitzugestalten.

Die Finanzierung der Fachstellenarbeit ist allerdings etwas uneinheitlich. Sie reicht vom kompletten Unterhalt durch ein Land bis hin zu gemeinsamer Förderung durch Kommunen, Land und teils eigen erwirtschafteten Geldern. An Rechtsformen bzw. Trägern findet man daher selbstständige Fachstellen, teils den Regierungsbezirken zugeordnete Dezernate in Regierungspräsidien, Referate in einem Ministerium, kommunale Vereine, Abteilungen von Staats- oder Landesbibliotheken oder die Angliederung an Stadtbibliotheken wie z.B. in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Aufgabe der heute 25 Staatlichen Fachstellen in Deutschland mit ihren Standorten in 15 der 16 Bundesländer ist es, die Gemeinden beim Aufbau normengerechter Bibliotheken und bei der Entwicklung leistungsstarker Bibliothekssysteme zu unterstützen sowie die staatlichen wie kommunalen Behörden in Fragen des öffentlichen Bibliothekswesens zu beraten und bei Bedarf auch bibliothekspraktische Hilfestellung in Form von Serviceleistungen zu geben. Ganz generell sind sie beauftragt, das politische und gesellschaftliche Bewusstsein hinsichtlich der Unverzichtbarkeit Öffentlicher Bibliotheken für die moderne Informationsgesellschaft zu stärken.

Fachstellen sollen die Gründung neuer und die Erweiterung bestehender Bibliotheken initiieren, bei der Einrichtung von Fahrbibliotheken und der Planung von Bibliotheksbauten und -einrichtungen mitwirken und den Einsatz neuer Medien und Technologien forcieren. Weitere Aufgaben bestehen bspw. in der Unterstützung der Arbeit der Bibliotheken auf den Gebieten der Öffentlichkeitsarbeit, der Fortbildung der Mitarbeitenden sowie der Lese- und Literaturförderung. An der Entwicklung, Koordination und Steuerung der seit rund zehn Jahren erfolgreich laufenden „Sommerleseclubs“ in den Ländern sind die Fachstellen wesentlich beteiligt.

In sechs Bundesländern stehen Landesfördermittel zur Verfügung, die von den Fachstellen auf Antrag für den Erwerb neuer Medien und für besondere Projekte wie etwa im Bereich der IT-Ausstattung auf Grundlage spezieller Förderkriterien an die Öffentlichen Bibliotheken vergeben werden.

Der Ausgleich regionaler Unterschiede und – insbesondere in den Flächenländern – der Abbau des sogenannten Stadt-Land-Gefälles, das die Menschen in den ländlichen Regionen hinsichtlich der Informationsmöglichkeiten und der Medienversorgung oft benachteiligt, ist Hauptbestandteil ihres Auftrags. Das von Bundesland zu Bundesland stark unterschiedliche Dienstleistungsangebot der Fachstellen kommt deshalb in der Regel besonders den Öffentlichen Bibliotheken in kleinen und mittleren Gemeinden sowie den Schulbibliotheken und Bibliotheksträgern zugute. In einigen Ländern gehören auch Bibliotheken in kirchlicher Trägerschaft dazu, wenn diese – wie mancherorts beim Fehlen kommunaler Einrichtungen üblich – die Aufgabe einer Stadt- und Gemeindebücherei übernommen oder mit der Kommune eine Kooperationsvereinbarung geschlossen haben.

Als wichtigstes bundesweites Gremium haben die Büchereifachstellen im Jahr 1952 eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen, die seit 2007 den Namen „Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland“ trägt. Sie versteht sich als Forum für überregionalen Erfahrungsaustausch und gemeinsame Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene. Zwei Facharbeitsgruppen (AG Bau und AG Digitale Services) führen regelmäßig bundesweite Fachtagungen durch.

Neben der Jahrestagung, gleichfalls „Fachkonferenz“ genannt, die der Fortbildung und der länderübergreifenden Koordinierung neuer Maßnahmen und Konzepte dient, eröffnet der „Fachstellen-Server

durch die Präsentation wichtiger Dokumente und Handreichungen eine weitere Möglichkeit zur allgemeinen fachlichen Information über Bibliotheks- und Fachstellenthemen. Auch die von den einzelnen Fachstellen in den Bundesländern regional durchgeführten Aus- und Fortbildungsseminare für Mitarbeitende in den Öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken sind auf dem Server aufgeführt.

Angesichts des Fehlens einer zentralen Koordinationsstelle im öffentlichen Bibliothekswesen kommt den Fachstellen und ihren Dienstleistungen in ihrer Gesamtheit eine nationale Bedeutung zu.

Redaktion und Kontakt

Autor der Bearbeitung
Jürgen Seefeldt
(Stand: September 2022)

Die statistischen Zahlen zu Bibliotheken in Deutschland werden jährlich von der Redaktion mit den Zahlen der Deutschen Bibliotheksstatistik abgeglichen.

Ausführliche Quellenangabe

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