Blindenbibliotheken und Blindenhörbüchereien
Für die Literatur- und Informationsversorgung der ca. 165.000 blinden und erblindeten und der rund eine Million sehbehinderten Menschen in Deutschland stehen knapp ein Dutzend, meist privatrechtlich auf Vereinsbasis organisierte Blindenbibliotheken zur Verfügung, einige als Punktschriftbibliotheken, die meisten als Hörbüchereien. Zu den größten Blinden- bzw. Blindenhörbibliotheken gehört das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen (DZB lesen, ehemals Deutsche Zentralbücherei für Blinde) in Leipzig, gegründet 1894, die Deutsche Blinden-Bibliothek in Marburg (DBB), die Bayerische Hörbücherei für Blinde, Seh- und Lesebeeinträchtigte e.V. (BBH) in München, die Hamburger Blindenbüchereien, die Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e.V. in Münster und die Deutsche Katholische Bücherei für barrierefreies Lesen gGmbH in Bonn.
Die Bibliotheken produzieren ihr Hörmaterial vielfach in eigenen Studios und verleihen ihre Bücher, Zeitschriften und Texte auf dem Postweg oder elektronisch nicht nur im Audio-, sondern nach wie vor auch im klassischen Punktschriftformat (Louis-Braille-Schrift). Ihr Gesamtbestand umfasst über 250.000 Tonträger (Hörbücher und Hörzeitschriften als Audiokassette oder Compact Disc im DAISY-Format) und mehr als 200.000 Bücher, Zeitschriften und Noten in Punktschrift. DAISY ist der Name eines weltweiten Standards für navigierbare und barrierefrei zugängliche Multimedia-Dokumente und steht für „Digital Accessible Information System“.
Inzwischen können Hörbücher auch von der Webseite der Einrichtungen heruntergeladen oder auf zuvor eingeschickten eigenen Speicherkarten oder USB-Sticks kopiert werden. Wer die jeweiligen Internetseiten der Blindenbibliotheken anklickt, erhält den Text gleichseitig vorgelesen und wird hörend durch das Menü von der Anmeldung bis hin zu den Downloads und den Medienangeboten geführt.
Die überwiegende Ausleihmodalität ist der für Blinde nach wie vor kostenfreie Postversand von Medien (Blindensendung). Das breite Angebot der Blindenbibliotheken wird durch kirchliche Einrichtungen, Blindenabteilungen einzelner Großstadtbibliotheken, digitale Schrift-Sprach-Wandler (z.B. in der Deutschen Nationalbibliothek) und andere Möglichkeiten ergänzt. Im deutschsprachigen Raum haben die Bibliotheken und Vereine sich 2004 zur Mediengesellschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. (MediBus) zusammengeschlossen.
Redaktion und Kontakt
Autor der Bearbeitung
Jürgen Seefeldt
Die statistischen Zahlen zu Bibliotheken in Deutschland werden jährlich von der Redaktion mit den Zahlen der Deutschen Bibliotheksstatistik abgeglichen.
Ausführliche Quellenangabe