Bibliothek Blankenfelde-Mahlow

In der brandenburgischen Gemeinde Blankenfelde-Mahlow (28.000 Einwohner) wird ein früherer leerstehender Pennymarkt zusammen mit der angrenzenden ehemaligen Drogerie in eine Bibliothek umgewandelt. Auf 1000 Quadratmetern soll es in Zukunft ein großes Medienangebot, Arbeitsplätze und Veranstaltungen geben. Zehn Jahre lang hat die Bibliotheksleiterin Heike Richter dafür gekämpft. Ein Gespräch.

Heike Richter: Ein Ort der Beteiligung und des Wohlfühlens, inmitten von Medien aller Art sowie Platz für Innehalten, Lernen und Dialog. Wir wünschen uns die Möglichkeit eines barrierefreien Zugangs, und damit meinen wir nicht nur den Zugang, sondern auch das Miteinander von Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts, verschiedener Herkunft und Weltanschauung in der Bibliothek.

Heike Richter: Die Gemeindebibliothek bestand seit 2004 aus drei Standorten in den großen Ortsteilen, da es bis 2003 verschiedene Gemeinden gab mit einzelnen Bibliotheken, die dann durch eine Gemeindefusion auch eine Gemeindebibliothek wurden.

Nach zehn Jahren wurde klar, dass der Bedarf nach einem gemeinsamen Erlebnisraum Bibliothek immer stärker wurde, die Anforderungen gerade an die technischen Voraussetzungen und die Aufenthaltsqualität sich verändert haben und in den bisherigen räumlichen Möglichkeiten nicht umsetzbar waren. Seit 2012 gab es den Antrag auf eine große Gemeindebibliothek in zentraler Lage. Und da es inmitten der Gemeinde mehrere leerstehende Einkaufsmärke gab, wurde von der Gemeinde ein Center komplett gekauft und wird jetzt an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Dazu gehört auch der ehemalige Penny- und Schleckermarkt, der derzeit mitten in der Rohbauphase ist.

Heike Richter: Die Finanzierung erfolgt komplett über die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, die aufgrund ihrer Lage am südlichen Stadtrand von Berlin zu den wohlhabenden Speckgürtelgemeinden gehört. Die Mittel für den Erwerb und den Umbau wurden bereits seit längerer Zeit in den Haushalt eingeplant und werden jetzt auch an die inzwischen gestiegenen Baukosten angepasst.

Es gibt in unserer Gemeinde das Leitbild Bildungslandschaft, d. h. dass Kitas, Jugendclubs und Bibliothek gemeinsam für und mit Kindern und Jugendlichen Erlebnis- und Lebensräume schaffen und umsetzen.
Deshalb werden für den Bereich Bildung, zu dem die Bibliothek gehört, auch ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt – nicht nur jetzt in der Bauphase.

Heike Richter: 2016 gab es eine Umfrage, an der sich in knapp vier Wochen über 600 Menschen aller Altersgruppen beteiligt haben, Nutzer*innen und Nicht-Nutzer*innen. Daraus wurde ein Stimmungsbild entwickelt, das im Anschluss auf der politischen Ebene vorgestellt wurde. Dann gab es Anfang 2020 die Möglichkeit, in einem World-Cafe die Bürger*innen noch einmal mit einzubeziehen und Wünsche und Vorstellungen in die Planung der neuen Gemeindebibliothek zu integrieren.

Die Resonanz der Bürger*innen war bei beiden Formen der Beteiligung sehr gut, wir haben einen sehr engen und intensiven Kontakt zu unseren Besucher*innen. Sie wurden persönlich, aber auch über die Presse, unsere Homepage und diejenige der Gemeinde eingeladen, und auch nach dem World-Cafe gab es noch E-Mails bzw. Telefonate von interessierten Personen in unserer Gemeinde zu dem Thema.

Die Leser*innen wünschen sich einen Ort mit guter Qualität zum Arbeiten, Lesen und Ausleihen und miteinander ins Gespräch kommen. Weiterhin den technischen Service, der heute mit 24-Stunden-Abgabe möglich ist, dazu kommt noch die Idee der Open Library, d. h., die Bibliothek wird auch außerhalb der Öffnungszeiten mit Personal geöffnet haben.
Wir haben bereits in den letzten zehn Jahren aktive Veranstaltungen mit unseren Nutzer*innen gemacht, wie den Kreativmarkt, wo Menschen aus unserer Gemeinde in Workshops ihre Kreativität zeigen konnten. Die Bibliothek sieht sich neben einem sehr aktuellen und umfassenden Medienangebot natürlich auch als Impulsgeber zum Thema Medienkompetenz und Informationsvermittlung.

Das überzeugt immer wieder.

Heike Richter: Die größte Herausforderung ist immer wieder Geduld. Geduld für politische Prozesse und auch die Möglichkeit der Finanzierung.

Positiv überrascht hat mich immer wieder das Interesse unserer Nutzer*innen an der Gemeindebibliothek und unserer gemeinsamen Entwicklung.

Heike Richter: Im Sommer 2021.

Redaktion und Kontakt

Das Interview führte Sophie Zue am 09. November 2020.

Nach oben