Bildung-Nachhaltigkeit-Bibliothek

Interview mit Cornelia Habermann

Logo der Kampagne Bildung-Nachhaltigkeit-Bibliothek (BiNaBi) der Büchereizentrale Niedersachsen.Die Büchereizentrale Niedersachsen hat Anfang 2022 die Kampagne „Bildung-Nachhaltigkeit-Bibliothek“ (BiNaBi) gestartet, mit der sie die Öffentlichen Bibliotheken in Niedersachsen bei ihrer Arbeit in den Bereichen Umweltbildung und Nachhaltigkeit unterstützten möchte. Cornelia Habermann von der Büchereizentrale stellt das Projekt vor.

Wieso haben Sie als Büchereizentrale die Kampagne BiNaBi gestartet und was ist Ihre Zielsetzung?

Cornelia Habermann: Nachhaltigkeit, Klimawandel, Natur- und Umweltschutz, Umweltbildung, Agenda 2030 und die Nachhaltigkeitsziele sind bereits seit Jahren gesellschaftsrelevante Themen und damit relevant für Öffentliche Bibliotheken, die stets „am Puls der Zeit“ agieren. Seit einigen Jahren halten wir deshalb Angebote vor, die die Bibliotheken im Bereich nachhaltige Bildung unterstützen. Mit der Kampagne „Bildung-Nachhaltigkeit-Bibliothek (BiNaBi)“ verstärken wir diesen Fokus.

Zum 1. Juni 2021 trat in Niedersachsen der Erlass „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sowie Schulen in freier Trägerschaft“ in Kraft. Dies ist ein Anlass für uns, Bibliotheken als aktive Partner und unterstützende außerschulische Lernorte in diesem Bereich zu stärken und sichtbarer zu machen.

Für unsere Kampagne konnten wir starke Partner gewinnen: der VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V.), die Initiative „das Große Freie“, der NABU und die NAJU Niedersachsen sowie mobilum-Mobile Umweltbildung.

Wie unterstützen Sie Bibliotheken im Rahmen der Kampagne konkret dabei, sich stärker im Bereich BNE zu engagieren?

Habermann: Wir unterstützen vor allem durch die von uns eingegangenen Kooperationen und dem damit verbundenen Expert*innenwissen. Durch unterschiedliche Formate – Fortbildungen, Online-Seminare, Online-Sprechstunden, regelmäßiger Austausch, didaktische Materialien – gelangt dieses Wissen direkt an die Bibliotheksmitarbeiter*innen. Diese geben es – über aufzubauende und/oder bereits bestehende Netzwerke vor Ort – an Nutzer*innen, Eltern, Lehrende und Erziehende weiter oder es kommt, vor allem im Bereich der Umweltbildung, ganz praktisch zum Einsatz. 

Für eine temporäre Bestandserweiterung können die Bibliotheken thematische Medienpakete bei uns entleihen. Weiterhin stehen Autor*innen und Sachverständige für Lesungen und Vorträge zur Verfügung. Hier übernehmen wir die Organisation und tragen einen Teil der Kosten. Für Vernetzungen und gemeinsames Arbeiten haben wir ein Wiki, zwei Mailinglisten und Online-Sprechstunden initiiert.

Innerhalb der Kampagne werden zwei Module angeboten, in denen die Bibliotheken weitergehende Unterstützung erfahren:

1. Aufbau einer Saatgutbibliothek: Die Bibliotheken erhalten eine „Starter-Box“ mit 50 Saatguttüten samenfester Gemüsesorten. Es geht aber nicht nur um den Erhalt dieses alten und oft regionalen Saatguts, sondern auch um ganz klassische Bildungsarbeit: Die Vermittlung des Wissens, wie unsere Lebensgrundlage „Kulturpflanze“ gepflegt und vermehrt wird. Unterstützt werden wir hier von Expert*innen des VEN. Ergänzend haben wir die Ausstellung „Historische und regionale Gemüsesorten“ (Hrsg: Das große Freie) erworben. Sie beinhaltet 49 Bildtafeln und kann von den „Saatgut-Bibliotheken“ entliehen werden.

2. Umweltbildung: Hier möchten wir den Bibliotheksmitarbeiter*innen möglichst niedrigschwellige Angebote für die Umweltbildungsarbeit an die Hand geben. Dafür kooperieren wir mit dem NABU Niedersachsen und seinen Unterorganisationen. Den Auftakt bildete ein Tagesseminar an der Umweltakademie auf Gut Sunder, bei dem Basiswissen im Bereich Umweltpädagogik vermittelt wurde. Momentan werden gemeinsam konzipierte „BiNaBi-Rucksäcke“ gepackt, die spätestens ab Herbst bei uns entleihbar sind und dann den „Umweltbibliotheken“ zur Verfügung stehen werden. Der Inhalt kann in Gruppen mit bis zu zehn Kindern sofort zum Thema „Natur erleben“ eingesetzt werden.

Für die Kampagne arbeiten Sie mit mehreren externen Partnern zusammen. Wie wichtig ist es auch für die Bibliotheken, sich mit Partnern vor Ort zu vernetzen?

Bibliotheken sind wichtige Mittler und Multiplikatoren, das ist ihre Stärke und macht sie für Kooperationen interessant. An gemeinsamen Inhalten gemeinsam zu arbeiten – das sollte Ziel aller Akteure sein, egal aus welchen Bereichen. Mittlerweile sind Öffentliche Bibliotheken auf so vielen Themenfeldern aktiv, dass das Netzwerken unumgänglich ist.  Das trifft natürlich auch für uns als Büchereizentrale zu. Erst Kooperationen ermöglichen die große Vielfalt, die uns in der Bibliothekslandschaft begegnet. Oft sind Bibliotheken noch etwas verhalten bei der Suche nach Partnern aus „Nicht-Bildungs-Bereichen“. Das ist schade, denn hier liegt großes Potenzial – für alle Seiten! Und nicht zuletzt bedeuten starke Partner und Netzwerke auch eine starke Lobby.

Auf welche Fragen und Probleme sind die beteiligten Bibliotheken im Rahmen der Kampagne bislang gestoßen?

Fragen und Stolpersteine ganz praktischer Art gab und gibt es vor allem im Modul „Saatgutbibliothek“. Hier dürfen wir alle viel lernen. Welches Saatgut ist gut zu vermehren und warum? Wie kann es entliehen werden? Wie ist bei der Rückgabe erkennbar, dass es auch wirklich die ausgeliehene Sorte ist? Wie viel kommt überhaupt zurück und wie gehe ich weiter damit um? Das sind nur einige der Fragen, die simpel klingen, sich im Bibliotheksalltag aber als recht gehaltvoll erweisen. Und wir sind im Projektablauf eng an die Jahreszeiten gebunden – auch das ist eine neue Erfahrung. Wir arbeiten an praxistauglichen Konzepten und profitieren dabei von ersten Erfahrungen der „Mobilen Saatgutbibliothek“ in Schleswig-Holstein. So wird es im September eine gemeinsame Online-Sprechstunde geben: „Was macht die Saatgutbibliothek im Winter?“

Das Interview führte Lisa Rohwedder, Referentin für Kommunikation und Digitale Medien beim dbv sowie Projektkoordinatorin „Bibliotheksportal“.

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